Smart Island

Smart Island Madeira – Case Study

FORWARD-Seminar on Scientific Excellence in Research & Innovation Rethinking ‘Smart’ Islands, October 2021, Funchal, Madeira

Im Kontext der Entwicklung von Städten, Kommunen, Regionen zu smarten Städten, Kommunen, Regionen kommt Inseln eine besondere Bedeutung zu. Aufgrund ihrer „Abgeschlossenheit“ und ihrer Nähe (die Inselbewohner kennen sich, die Wege sind kurz etc.) sind Inseln ein geeignetes Testfeld für neue Konzepte und Projekte zur Weiterentwicklung von Städten und Regionen.

Dieser Case beschreibt einen Meilenstein im Prozess der Weiterentwicklung – am Beispiel Madeira. Im Rahmen des von der EU geförderten Projektes FORWARD organisierten die Projektpartner ARDITI und die University of Madeira einen 2-tägigen Workshop zum Thema „Scientific Excellence in Research & Innovation on Rethinking the current view of ‘Smart’ Islands“. Ziel des FORWARD Projektes ist es, in den neun sogenannten „Outermost Regions“ von Europa das Potential für Excellence in Reseach & Innovation zu steigern und die Forschung eng mit der territorialen Entwicklung zu verknüpfen. Damit sollen Wachstumspotentiale, künftige Kompetenzfelder und Wettbewerbsvorsprünge identifiziert und nutzbar gemacht werden.

Unser Konzept – hier für einen 2-tägigen Intensivworkshop – berücksichtigt sechs wesentliche Eckpunkte für die erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung: 1. Klarheit über das Ziel, 2. eine starke Vision, 3. gemeinsames Verständnis, hier: „was bedeutet smart“, 4. Identifikation bereits bestehender Assets, 5. Transformation gestalten, 6. breites Engagement und Akzeptanz erreichen.

Tag 1: Eröffnung und Präsentationen von ARDITI, Dr. Rui Caledeira (Präsident), Lucio Quintal über den aktuellen Stand des FORWARD Projektes und Paulo Abreu über das geplante Digital Innovation Hub (DIH).

Foto: Eröffnung des 2-tägigen Workshops in der University of Madeira. Auf dem Podium (von li. nach re.) Elsa Fernandes (Vice-Rector, University of Madeira), Norbert Streitz (Scientific Director, Smart Future Initiative), Christine Riedmann-Streitz (Managing Director, MarkenFactory), Rui Caldeira (President, ARDITI)

In seiner Keynote “Rethinking ‘Smart’ Islands Towards Self-Aware and Cooperative Hybrid Islands”, setzte Dr. Dr. Norbert Streitz (Scientific Director, Smart Future Initiative) das übergreifende Framework und benannte die 3 Key Parameter für ein „Smart Island“: Self-Aware, Cooperative, Hybrid. Ein zentraler Teil war die kritische Reflexion dessen, was Streitz das „Smart-Everything-Paradigma“ nennt, eine hauptsächlich technologiegetriebene Entwicklung, die mit smarten Autos, Städten und Inseln einhergeht. Als Gegenvorschlag plädierte er für einen „human-centered“ Gestaltungsansatz, um über „smart-only Cities“ hinaus zu humanen, sozialen, kooperativen Städten zu gelangen, die auf den Eigenschaften von self-aware hybrid Cities/Islands beruhen. „Smartness“ definiert Streitz neu als „self-awareness“, d.h. wie viel die Stadt/Insel über sich selbst weiß und wie sie gesammelte Daten und deren Aggregation an ihre Bürger und die Stadt-/Inselverwaltung weitergibt.

Tag 2: Transformation und Umsetzung
Kreativmethode: Madeira Island Design Café. Thema: Die Transformation Madeiras zu einem „Lighthouse of Research & Innovation“
Konzeption, Durchführung, Moderation: Christine Riedmann-Streitz
Teilnehmer: Stakeholder aus Madeira (aus Universität, Forschung, Stadt, Unternehmen, Institutionen)
Ziel: Initiierung und erste Eckpunkte der Transformation. Identifikation spezifischer Themen und Strategieansätze für Madeira. Entwicklung einer Road Map für den erfolgreichen Veränderungsprozess und die Umsetzung mit breiter Akzeptanz.

Jede erfolgreiche Transformation benötigt Orientierung.
Das Konzept des Madeira Island Design Cafés beinhaltete deshalb ein Zielbild (Vision) und zwei Madeira-spezifische Frames:
Vision: „Madeira als Leuchtturm für Forschung & Innovation“ (auf Basis des FORWARD Projektes erarbeitet).
Frame 1: „Assets of Madeira“ (entsprechend dem wissenschaftsbasierten Ansatz von MarkenFactory, existierende Stärken und Alleinstellungsmerkmale zu identifizieren und auf ihnen aufzubauen).
Frame 2: Die 17 „Sustainability Development Goals“ der UN (die weltweit verbindlich bis 2030 eingelöst sein sollen).

In den Transformationsprozessen zur Bildung einer smarten Stadt, Kommune, Region – das zeigen aktuelle Studien – bleiben die großen strategischen Themen meist liegen. Zudem wird der Fokus allein auf die Digitalisierung gelegt. Auch aus diesem Grunde startete Riedmann-Streitz das Madeira Island Design Café mit der Kreativmethode „Big Talk“, in dem die Teilnehmer zunächst die relevanten Themen für Madeira diskutieren und identifizierten. Die Aufgabenstellung lautete: Was sind die „Big questions that move us to make Madeira a Lighthouse of Research & Innovation”.

Das Ergebnis des „Big Talk“ waren diese vier für Madeira strategisch relevanten Themen:
1. Bereiche, in denen Madeira ein Testfeld für ein „self-aware Island“ werden soll, um die erfolgreiche Umsetzung neuer, innovativer Ideen und Ansätze zu fördern.
2. Island-as-a-Service mit Schlüsselelementen für neue Services, die den Bedarfen der Insel und ihrer Stakeholder (Bewohner, Wirtschaft u.a.) entsprechen sowie Regelungen für notwendige Design-Trade-Offs. Island-as-a-Service wird gedacht im Sinne eines Vertrages zwischen Insulanern (Stakeholder) und Insel (Regierung), in dem beide sich als Kooperationspartner verstehen.
3. Madeira entwickelt sich zu einem Leuchtturm für Forschung & Innovation, mit einzigartigen Kombinationen von Hybridität in den drei Dimensionen: real vs. virtuell, Wasser vs. Land, urban vs. ländlich.
4. Madeira betreibt eine Pilot-Zone im Ozean, in der relvante Umweltthemen in Form neuer Ideen und Projekte getestet werden.

Anschließend wurden diese 4 Themenfelder mit der Kreativmethode „World-Café“ eingehend von den Experten diskutiert. Sie erarbeiteten, präsentierten und bewerteten konkrete Empfehlungen, um den gewünschten Wandel voranzutreiben und das gesteckte Ziel zu erreichen.

Herausforderung der Umsetzung: Um zu vermeiden, dass wie so oft bei Smart-City-Strategien nur das technisch und kurzfristig Machbare umgesetzt wird mit der Folge einer Vielzahl von Einzelergebnissen mit geringer Synergie und ohne breite Akzeptanz, gewannen die Teilnehmer in dem interaktiven Fachvortrag „Wirkungsvolle Partizipation“ von Riedmann-Streitz relevantes Umsetzungswissen. Denn eine lebendige Gemeinschaft und properierende Wirtschaft entstehen nur dort, wo Veränderungen von vielen (Vielfalt, Diversity) akzeptiert, aktiv mitgetragen (Identifikation) und – wo immer möglich – mitgestaltet (Engagement) werden.

Mithilfe des von MarkenFactory entwickelten wissenschaftsbasierten Stakeholder-Partizipations-Modells (Participatory Design) erarbeiteten die Teilnehmer dann erste Ansätze mit Hebelwirkung für die Umsetzung.

Gespickt mit Hintergrundwissen und Anwendungen stellte Riedmann-Streitz relevante Erkenntnisse aus dem Innovationsmanagement „How-to-start-a-movement“ und aus dem Nudging vor, welches Menschen bessere Selbstkontrolle für ein gewünschtes neues Verhalten ermöglicht. Die Teilnehmer erarbeiteten auf dieser Grundlage weitere Umsetzungsschritte.

Die im Madeira Island Design Café entwickelten Ideen und Projekte, einige davon mit Lighthouse-Funktion, die Umsetzungsstrategien und Nudges wurden systematisch zusammengestellt in der „Madeira Road Map for Transformation & Implementation“. Die Teilnehmer werden anhand dieser Road Map die wertvollen Ergebnisse des Madeira Island Design Café weiterverfolgen und die Arbeit fortsetzen, um Madeira zum Leuchtturm für Forschung & Innovation zu machen.

Gruppenfoto mit den Teilnehmer des von MarkenFactory konzipierten und durchgeführten Madeira Island Design Café

 

Kontakt: Christine Riedmann-Streitz, contact@markenfactory.com

Wir danken der University of Madeira für das Recht zur Veröffentlichung.